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Spielprogramm WT und CUP 2024/25       UpDate! V4

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BVM 2024/25

Programm Hier ist der Link



SGM 2024/25




Interessanter Match Bericht von Jürg Brauchli Köniz Bubenberg

Köniz Bubenberg 2 – ASV Gurten 1  1.5 :2.5 – eine Niederlage mit Ansage.

 

Wenn der Geist des Arbeiterschachs wacht!

 

Der ASV Gurten ist ausser dem ASK Reti Zürich der einzige Verein in der schweizerischen Schachszene, der den Namen «Arbeiter» noch im Vereinsnahmen führt. Das ist ein Grund, einen kurzen Rückblick in die Geschichte des ehemaligen Schweizerischen Arbeiter-Schachbundes (SASB) zu tun.

 

Die Ursprünge der Arbeiterschachbewegung der Schweiz lagen in Zürich. 1900 wurde der Arbeiterschachverein Neu-Zürich gegründet, der sich 1910 in ASK International umbenannte.

 

Ab 1920 bestanden weitere unabhängige Sektionen in Basel, Bern und Winterthur. Darum wurde vor gut 100 Jahren Dank der Initiative von Heinrich Diggelmann (Zürich) der Schweizerische Arbeiter Schachbund (SASB) gegründet. Er zählte beim der Gründungszeitpunkt rund 140 Mitglieder.

1932 führte der SASB bereits 43 Sektionen (Klubs) mit 1120 Mitgliedern.  Nicht nur wegen der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahren und dem 2. Weltkrieg machte der Verband eine stürmische Entwicklung durch. Wegen Richtungsfragen wurde auch intern manch politischer Strauss ausgefochten.

Nach dem 2. Weltkrieg verschwand die sozialistische Tendenz allmählich und Angestellte nahmen einen stetig wachsenden Platz in den Klubs und dem Dachverband ein.

1970 zählte der SASB rund 1500 Mitglieder, die in 63 Sektionen organisiert waren. In den Statuten von 1981 wurde erstmals auf jede politische Positionierung verzichtet. Schliesslich kam es 1995 nach längeren Diskussionen zur Fusion mit dem bürgerlichen Schweizerischen Schachverband (SSV) zum Schweizerischen Schachbund (SSB).

 

Die Mannschaftsmeisterschaft des SASB – die Gruppenmeisterschaft (SGM) blieb bis heute bestehen sowie die Einzelmeisterschaft (Bundesturnier).

 

Ich erlebte vor über 40ig Jahren meine ersten Mannschaftswettkämpfe und nationale / regionale Turniere in den Gefässen des SASB und durfte einiges erleben, dass ich nicht mehr vergessen werde. So beispielsweise spielten wir in meiner Ursprungssektion Weinfelden gegen die Eisenbahner Zürich. Wir jungen Ostschweizer kamen direkt vom Open-Air St. Gallen. Die Zürcher – alles bestandene Männer – kamen bei uns an, bestellten je ein grosses Bier und gaben uns ihre grossen Pranken und dutzend uns zugleich. Wir spielten den Match der Generationen und nahmen danach alle zusammen ein Bier. Die Ostschweizer gingen wieder ans Konzert nach St. Gallen und die Zürcher liessen sich mit Trank und Znacht weiter gut gehen.

 

Mir war der SASB stets wichtig und es gefiel mir dort einfach viel besser. Ich spürte die Menschen mit ihren Gedanken, Wesen und Seelen irgendwie einfach mehr – und kam viel einfacher in Kontakt mit den Individuen. Zudem verliess die Aura des Sozialistisch-sozialdemokratischen nie wirklich den Verband und war irgendwie einfach die Kraft, die über den Verband und Menschen wacht.

 

Als ich 1997 nach Bern kam, verging darum keine Woche und ich ging in die «Fige» (eine Kultbeiz gegenüber dem KV Bern mit Spezialität Stelzen (Haxen)) zum ASV Gurten. Dort füllte der Doyen  des Klubs, der bereits betagte Otto Burkhalter, in einem 45 minütigen Prozedere das Anmeldeformular mit mir aus.

 

Der ASV Gurten hatte im Schweizerischen Arbeiterschach lange eine wesentliche Rolle gespielt. Manchmal stimmte der halbe Verein an den Delegiertentagen mit, da sie Mitglieder im Zentralvorstand (Otto Burkhalter), in der SGM-Leitung (Jürg Burkhalter, Sohn von Otto), in der Redaktion (Matthias Burkhalter, Sohn von Otto) und Regionalvorstand hatten.  Gründungsmitglieder vom ASV Gurten waren übrigens der Vater (Ernst Held) und Onkel (Paul Held) von unserem Ehrenpräsidenten Hans Held. Hans ist schon 73 Jahre Mitglied beim ASV Gurten – das ist national ein Topwert.  Als ich bei den «Gürtelern» begann, nahm der hochbetagte Papa,  Ernst Held, von Hans rege am Vereinsabend teil. Die Gürteler sind / waren wie kaum ein anderer Verein in der Schweiz – wie eine grosse Familie!

 

Zum Spielbericht:

 

Vor dem Spiel breefte ich Team 2 und stellte sie für den Wettkampf ein. Mir war klar, dass wir gegen das Topteam unserer Gruppe keinen Hauch einer Chance haben werden. Darum gab ich jedem von uns klar zu verstehen, dass sie auf ihr eigenes Resultat spielen dürfen. Es gab also keine Stallorder, denn jeder durfte ein Remis anbieten oder annehmen nach eigenem Gusto.

 

Der ASV Gurten kam fast in Bestbesetzung – nur ihr Teamleiter, Michael Burkhalter (Enkel von Otto Burkhalter) fehlte. Sie hatten ab Brett 2 zwischen 250 bis 300 Elo mehr als wir. Einzig bei mir gegen den Routinier, Fritz Maurer, war die Elodifferenz nicht dreistellig.

 

Trotzdem gefiel mir der Beginn sehr gut. Nach einer gespielten Stunde waren alle Bretter noch offen. Das freute mich, hatten wir doch die Eröffnungsphase schadlos überstanden.

 

Nach etwa zwei Stunden änderte sich die Lage zu Ungunsten von uns. Nicolas und Pijanan verloren je einen Bauern. Dafür kämpfte Christoph heroisch. Er stand zu Beginn ein bisschen passiv, steigerte sich  dafür je länger die Partie dauerte.

 

Er war es dann auch, der nach gut 2.5 Stunden ein Remis erreichte. Damit war mein Ziel, nicht alle Spiele zu verlieren, bereits geschafft.

 

Nicolas und Pijanan wurden dafür je länger die Partie ging, desto mehr von ihren viel stärkeren Gegnern überfahren. Nach etwa 3 Stunden gaben sie dann auch ihre Partie auf.

 

Bei mir sah lange alles gut aus. Wir waren jenseits des 20. Zugs als mir eine Ungenauigkeit unterlief. Das nutze Fritz Maurer gnadenlos aus und er gewann einen wichtigen Bauern. Die Stellung bot mir trotzdem einige taktische Möglichkeiten. Das sah aber Fritz und der Haudegen baute selber taktische Motive auf. Als ich dachte, dass ich mit einem Trick in den Remishafen einschiffen kann, zeigte mir der Schachhaudegen, was in ihm steckt. Er zauberte eine Kombination auf das Brett, die mich einen zweiten Bauern kostete. Da war ich in Gedanken bereits bei der Aufgabe – spielte aber noch weiter. Bei mir kam die Zeitnot und Fritz stand klar auf Gewinn. Ich entschloss mich einen Bauernzug zu tätigen, der an sich harmlos war. Nur zog Fritz a tempo ohne gross zu überlegen und stellte damit die ganze Partie auf den Kopf. Er verlor seine Dame und damit die Partie. Normalerweise geschieht so was ab und zu mir. Aber ausgerechnet gegen den ASV Gurten war es umgekehrt. Irgendwie kam es mir vor, als ob der Geist des Arbeiterschachs an diesem Tag, mir wohl gesinnt war. Diese Kraft hatte für mich gewacht! (Jörg Brauchli)